Auf dem Spielfeld tanzen die Spieler nach Désirée Grundbachers Pfeife.

Désirée und Baykal: Das unschlagbare Traumduo

Alles begann im Garten an der Melchiorstrasse – Ein kleines Mädchen und ein ebenso kleiner Bube bildeten Ende der Achtzigerjahre auf einer Wiese an der Melchiorstrasse ein unschlagbares Fussball-Duo: Baykal und Désirée Grundbacher.

ZUR PERSON
Désirée Grundbacher
wurde am 16. August 1983 in Bern geboren. Sie spielte 13 Mal für das Frauen-Nationalteam und begann 2008 ihre Karriere als Unparteiische. Seit 2012 ist sie FIFA-Schiedsrichterin und gehört der Talentgruppe Challenge League an. Die zweifache Mutter lebt im Kanton Solothurn.

Im Bethlehemacker besuchten sie die Schule und jagten in jeder freien Minute dem Lederball hinterher. Wurden Mannschaften zusammengestellt, wollten alle mit Désirée und Baykal im selben Team sein. Kein Wunder: Désirée wurde 13-fache Nationalspielerin und ist heute FIFA-Schiedsrichterin, Baykal spielte lange in der obersten Spielklasse in der Schweiz, der Bundesliga, der Türkei und in Bulgarien. Sie waren die Besten, verstanden sich blind und sind noch heute eng mit dem Fussball verbunden, Baykal als Berater von Spielern, Désirée als Unparteiische.

Nationalspielerin wird Schiedsrichterin
Schon bald spielten sie im FC Bethlehem, Désirée debütierte mit 14 im Frauenteam, das in der Nationalliga A aktiv war, zog weiter und fand über den FC Ostermundigen, Rot-Schwarz Thun, und GC/Schwerzenbach den Weg ins Nationalteam und zur Cupsiegerin und Vizemeisterin. Dann kam die grosse Wende. «Ich war es satt, all meine Ferien für Nationalteam-Zusammenzüge aufzuwenden, hatte andere Ziele. Ich wollte eine Familie gründen, Kinder haben – das alles hätte sich mit dem Leben als Halbprofi neben dem Beruf nicht vereinbaren lassen», erklärt Désirée Grundbacher diesen für Aussenstehende schwer nachvollziehbaren Schritt.

Stellen Sie sich vor: Einer Stammspielerin des Frauen-Nationalteams, Cupsiegerin und Vizemeisterin, liegt als erster Frau in der Schweiz ein Vertrag als Halbprofi bei GC auf dem Tisch und sie unterschreibt nicht. Sie hängt die Fussballschuhe nicht an den Nagel, weil ihr diese auch als Schiedsrichterin nützlich sind, entscheidet sich aber, einen einfacheren, für sie besser passenden Weg einzuschlagen. Aus verschiedenen Gründen bereut sie ihren Entscheid nicht. Auf dem Fussballplatz begann bei der Frau mit dem wohlklingenden Vornamen (die Erwünschte, die Herbeigesehnte) die Love-Story. Der Mittelstürmer hatte nur Augen für die hübsche Pfeifenfrau und weniger für den Ball – das Resultat ist eine schon zehn Jahre dauernde Partnerschaft, aus der zwei Buben entstanden. Auch auf dem Feld lief es bestens, kletterte sie Stufe um Stufe empor. Als FIFA-Referee pfiff sie bereits einige Spiele in der Women’s Champions League, in der WM und der EURO-Qualifikation, und in der Schweiz steht sie nach erfolgreichen Auftritten in der 1. Liga Promotion in der Challenge-League-Talentgruppe.

Facebook sei Dank
Den Beginn der Fussballplatz-Liebesgeschichte verdankt Désirée Grundbacher ihrer besten Freundin. «Sie ermutigte mich, erstmals auf eine Facebook-Meldung eines Spielers zu reagieren. Heute bin ich froh, dass ich eine Ausnahme gemacht habe», blickt die Bernerin zurück. 

Während die Spieler in den unteren Ligen bis hinauf in die 1. Liga Promotion wegen Corona zur Untätigkeit verurteilt sind, pfeift die ehemalige Nationalspielerin regelmässig. Sogar Testspiele mit Klubs aus der Super- und Challenge League darf sie leiten, zuletzt tanzten Vaduz- und GC-Akteure nach ihrer Pfeife. Die Bernerin kann als Schiedsrichterin nahtlos an ihre Erfolge als Spielerin anknüpfen. «Mein erklärtes Ziel ist es, an einem WM-Finalturnier der U17-Frauen pfeifen zu dürfen», sagt die Frau, bei der das Privatleben immer über dem Fussball stand, obwohl sie auch auf dem Rasen – ob als Spielerin oder Schiedsrichterin – stets einen gesunden Ehrgeiz an den Tag legt. «Die grossen Turniere wie EM oder WM wären aber ein Geschenk, das ich sicher annehmen würde.» Sie trainiert sechs Mal wöchentlich, es gefällt ihr, dass sie ihre Fitness pflegen kann, wenn es ihr passt und sich ihr Trainingsprogramm selbst zusammenstellen darf.

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