Deutsch ist bei vielen ausländischen Kindern nicht die Muttersprache und sie müssen es erst lernen. Damit dies möglichst früh und umfassend passiert, hat die Stadt Bern bestimmte Lernprogramme lanciert.
Für Menschen aus anderen Kulturkreisen ist die Sprache oft das grösste Hindernis, um sich in einem neuen Land zurechtzufinden und zu integrieren. Die Stadt Bern setzt dabei schon bei den Kleinsten an.
Bereits im Jahr 2006 verabschiedete sie ein Frühförderungskonzept mit dem Ziel, Kindern einen guten Schulstart und faire Bildungschancen zu ermöglichen. Der Pilot lief von 2007 bis 2012. Seit 2013 wird dieses Konzept in allen Stadtteilen als Regelangebot fortgesetzt.
Förderung der Kinder im Vorschulalter
Eliza Spirig obliegt die Leitung der Frühförderung «primano», die auch eine Zweigstelle in Bümpliz hat. Organisatorisch gehört dieses Angebot zum Gesundheitsdienst der Stadt Bern. «Allem, was wir tun, liegt unsere Philosophie zugrunde: Es liegt uns am Herzen, Kinder möglichst früh ganzheitlich zu unterstützen, eine bessere Integration zu fördern und ihre Bildungschancen zu erhöhen» sagt sie. «Dabei», ergänzt sie, «geht es nicht nur um die Sprache. Das Angebot beinhaltet auch ein Hausbesuchsprogramm für Familien namens «schritt:weise», die Ver-netzung innerhalb von Quartieren, Fördermodule für Spielgruppenleitungen zu den Themen Bewegung, Ernährung und Sozialkompetenz». Mit Stolz erwähnt sie dabei das neue, seit 2020 bestehende Angebot «Deutsch lernen vor dem Kindergarten». Noch bis Ende Februar können die Fragebogen dazu ausgefüllt werden.
Kinder sind wie Schwämme, sie saugen alles auf
«Bei unseren Angeboten ist es uns wichtig, dass wir nicht nur die Kleinsten fördern, sondern eben auch ihre Familien miteinbinden. Das Angebot «schritt:weise» bietet dafür eine sehr gute Basis.» Das Programm, so Spirig, sei gut für kleine Kinder und Eltern. Begleitet durch Fachpersonen werden die Sinne der Kinder geschärft. Dies ist der Teil, der die sprachliche Entwicklung abdeckt. Ebenso gefördert werden aber auch Erziehung, Spiel und der Er-fahrungsaustausch. «Vor allem das gemeinsame Spielen, das Entdecken neuer Materialien und das Erleben, etwas zusammen zu tun, ist ein extrem stärkender Faktor bei der Integration», ist Spirig überzeugt.
Die Herausforderung ist gross – in jeder Hinsicht
Finanziert wird das Projekt durch die Stadt Bern und teils durch den Kanton. In fünfzehn verschiedenen Sprachen kann das Angebot genutzt werden. Dabei gilt es zu beachten, dass längst nicht alle Kinder und Familien alphabeti-siert sind. Was das für alle Beteiligten bedeutet, ist schwer vorstellbar. Der Aufwand, benachteiligten Kindern einen Weg zu ebnen, ist immens. Deutschlernen vor dem Kindergarten richtet sich an Kinder, die anderthalb Jahre vor Eintritt stehen. Das Spiel- und Lernprogramm «schritt:weise» dauert achtzehn Monate. «Es ist erfreulich», meint Spirig, «dass die Kinder aufgrund dieser Massnahmen für den Kindergarteneintritt besser gewappnet sind. Allerdings ist sprachliche Unterstützung teilweise nach wie vor notwendig.» Dazu kommt die Pandemie, die einige Angebote,vor allem jene mit persönlichen Kontakt, erschwert. Neuakquisitionen von Familien sind schwierig, telefonische Unterstützung oder Videocalls dienen als Alternative. Das Credo bleibt: Kinder sollen gesund, lernbereit und mit guten Startchancen in die Schule eintreten können.
ZUR PERSON
Eliza Spirig ist 1974 in Bern zur Welt gekommen. Sie ist studierte Erziehungswissenschaftlerin, lic. phil., Primar- und Gymnasiallehrerin, Coach und Organisationsberaterin bso wie auch Supervisorin. Sie ist verheiratet, hat drei Kinder im Teenageralter und lebt in Bern. In Ihrer Freizeit frönt sie dem Velofahren, Backen und Lesen.
Carina Ammon