Gregory Wüthrich, der 26-jährge Abwehrturm des österreichischen Bundesligisten SK Puntigamer Sturm Graz, ist ein waschechter Bümplizer Bub.
Im Steigerhubel aufgewachsen, kickte er nach Schulschluss mit Kameraden auf dem dortigen Sportplatz, schon bald auch für den SC Holligen 94, danach bis zum 12. Lebensjahr für den SC Bümpliz 78 – bis er den YB-Talentspähern auffiel.
Dann ging es schnell nach oben in der Fussballerkarriere des schweizerisch-ghanaischen Doppelbürgers. Er durchlief sämtliche Juniorenstufen der Gelb-Schwarzen, tauchte bis zur U21 in allen Nationalteams des Schweizerischen Fussballverbands auf, debütierte mit 19 im YB-Fanionteam, wurde zweimal Meister und hielt in der Champions League gegen Juventus Cristiano Ronaldo in Schach. Seit dieser Saison trägt Gregory Wüthrich schwarz-weiss statt gelb-schwarz und ist beim österreichischen Spitzenteam Sturm Graz im Abwehrzentrum eine fixe Grösse.
Bern – Perth – Graz
Die Distanz von Bern nach Graz beträgt 842 Kilometer, doch weil bekanntlich nicht nur nach Rom, sondern auch in die Hauptstadt der Steiermark viele Wege führen, machte der Bümplizer einen Umweg von sage und schreibe 27 132 Kilometern. Nach dem zweiten Titel mit YB und einem Zwischenjahr bei GC spielte er ein Jahr lang für den australischen Spitzenklub Perth Glory, «eine Erfahrung, die ich nicht missen möchte, die mich in meiner Entwicklung weiterbrachte, wie auch das Jahr bei GC», so der Neu-Steirer. Rückblickend auf seine Schweizer Jahre hält der 192 Zentimeter grosse Turm in der Sturm-Abwehr nicht mit Superlativen zurück. «Meine Jugend im Westen Berns war grossartig, sportlich war der erste Titel, den YB nach 32 Jahren holte, mit den unglaublichen Festivitäten, der Höhepunkt.»
«Meine beste Entscheidung»
Nach seinem Jahr in Perth zögerte der Bümplizer nicht, als ihm das Angebot des dreifachen österreichischen Meisters und fünffachen Cupsiegers aus der Stadt an der Mur ins Haus flatterte. Da waren einmal die sportlichen Perspektiven und daneben auch die Möglichkeit, in einer der schönsten Städte Europas zu leben, deren Altstadt zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört und die mit Uhrturm und Schlossberg über Wahrzeichen verfügt, die weltweite Bekanntheit geniessen. Gregory Wüthrich: «Ich habe eine gute Wahl getroffen, die ich noch keine Sekunde bereute. Im Klub und im Team herrscht Harmonie, sportlich sind wir in der Meistergruppe – die obere Tabellenhälfte spielt um den Titel – auf Kurs und in dieser Stadt lässt sich wirklich gut leben, alles ist wunderschön und die Leute sind von einer aussergewöhnlichen Freundlichkeit.» Im Augenblick liegen die Grazer auf Rang 4, hinter Red Bull Salzburg, Rapid Wien und LASK (Linzer ASK), mit Aussichten, weiter vorzurücken.
Hohes Niveau in der Liga
«Das Niveau in Österreichs Liga ist nicht schlechter als in der Schweiz, wie ich dies bei meinem Wechsel nach Graz zu wissen glaubte. In der Breite ist unsere Liga stärker, in Österreich gibt es fünf bis sechs Vereine, die ganz vorne mitmischen können. Das ist in der Schweiz ganz anders. Da gibt es YB und sonst nichts – mein ex-Verein ist national ohne Konkurrenz.» Wüthrichs Aussagen auf die entsprechende Frage bestätigt auch die Bilanz der letzten Jahre in den europäischen Wettbewerben, wo Klubs aus dem südöstlichen Nachbarland regelmässig weiter vorrückten. Gregory Wüthrich besitzt beim Aushängeschild des steirischen Fussballs – Sturm hat dem einstigen Spitzenklub Grazer AK schon lange den Rang abgelaufen – noch einen Vertrag bis Ende Saison 2021/22 – gut möglich, dass er länger in der Steiermark bleibt, grosse Gedanken macht er sich derzeit noch nicht. Doch eine Idee hat der Bümplizer doch noch im Hinterkopf. Ein Aufgebot für das Nationalteam Ghanas – derzeit auf Rang 52 der FIFA-Weltrangliste – könnte aufgrund der Leistungen bei Sturm schon bald ein Thema werden. «Ich warte mal ab, aber sollte ein Aufgebot erfolgen, würde ich mir das gut überlegen, ich könnte mir durchaus vorstellen, für das Heimatland meines Vaters aufzulaufen», so Gregory Wüthrich. Pierre Benoit
ZUR PERSON
Gregory Wüthrich wurde am 4. Dezember 1994 in Bern geboren. Er spielte als Junior für den SC Holligen 94 und den SC Bümpliz 78. 2006 wechselte er zu YB und debütierte 2014 im Fanionteam. Zwei Meistertitel mit YB (2018 und 2019). U19-, U20- und U21-Nationalspieler. Weitere Vereine: GC, Perth Glory, seit August 2020 SK Sturm Graz.