Zuerst der Fussball, dann die Hausaufgaben

Der Bümplizer René Sutter war Meister mit YB und dem FC Aarau, gewann mit YB den Cup und war dabei, als die Schweizer Nationalmannschaft am 21. Juni 1989 den fünffachen Weltmeister Brasilien 1:0 bezwang.

In seiner Karriere als Fussballer hat der 55-Jährige einige Höhepunkte aufzuweisen, doch wer sich mit dem ehemaligen Mittelfeld-Regisseur über Fussball und seine Erfolge auf dem grünen Rasen unterhält, ist überrascht. «Ich habe mit acht Jahren im FC Bümpliz begonnen und war zusammen mit meinem Bruder Alain dabei, als wir mit dem aus der Fusion des FC Bümpliz und Rotweiss Bümpliz hervorgegangenen SC Bümpliz 78 in der Saison 1984/85 in die 1. Liga aufstiegen.» Irgendwie ist es logisch, dass der 25 Jahre zurückliegende erste Erfolg sich in René Sutters Erinnerungen so fest eingeprägt hat, dass er ihn zuerst erwähnt, im gleichen Atemzug wie er sagt, «dass wir als kleine Buben im Kleefeld in jeder freien Minute irgendwo kickten, noch bevor die Hausaufgaben erledigt waren und erst zum Nachtessen oder wenn es schon langsam dunkel wurde, nach Hause gingen.» 

Fussball statt Eishockey

René und Bruder Alain Sutter wurden Fussballer, obwohl es eigentlich auf der Hand gelegen wäre, dass sie sich dem Eishockey zuwenden. Vater René senior wurde 1965 mit dem SCB Schweizermeister, er war als Goalie hinter dem legendären René Kiener die Nummer 2. «Ich spielte auch eine Saison bei Rot-Blau Eishockey, stand bei den Junioren ebenfalls im Tor, doch weil alle Kollegen im Kleefeld Fussball spielten, entschied ich mich doch für den Ball und gegen den Puck», erinnert sich René Sutter.

Studium nach dem Karriereende

René Sutter ist heute als Jurist beim Bundesamt für Strassen tätig, nach Abschluss der Fussball-Karriere schloss er ein Jus-Studium erfolgreich ab. Mit dem Fussball ist er immer noch aus verschiedenen Gründen eng verbunden. Sein Sohn Nicola verteidigt in der Challenge League erfolgreich für den FC Thun, und Vater René selbst spielt, wann immer es möglich ist, mit den YB Old Stars zusammen mit anderen ehemaligen YB-Grössen wie Stéphane Chapuisat, Lars Lunde, Antonio Pagano oder Martin Weber gegen Prominententeams. Auch das YB-Fanionteam verfolgt er nach wie vor aufmerksam, freut sich über die Erfolge und drückt «leider derzeit Corona-bedingt nur am TV» die Daumen.

Klar, dass sich ein Gespräch über die Laufbahn René Sutters nicht allein um den SC Bümpliz 78 drehen kann und darf, er auch von seinen späteren Erfolgen in der obersten Spielklasse erzählen muss. «Der Meistertitel 1986 und der Cupsieg 1987, das 4:2 nach Verlängerung gegen Servette, sind grossartige Erinnerungen an meine YB-Zeit, wie auch der sensationelle Gewinn der Meisterschaft mit dem FC Aarau, als Trainer Rolf Fringer das fast unveränderte Team, das ein Jahr zuvor beinahe abgestiegen wäre, zum Titel führte. «Mit seiner kommunikativen und kollegialen Art verstand es der spätere Nationalcoach, die Spieler zu begeistern und aus ihren Fähigkeiten das Optimum herauszuholen», lobt René Sutter den Meistertrainer, der auch als einer der besten Witze-Erzähler im sonst so ernsten Fussball-Business bekannt ist. Nicht vergessen hat René Sutter selbstverständlich die Europacup-Spiele mit YB und Aarau, unter anderem den 1:0-Sieg über Real Madrid oder die Partien gegen hochkarätige Teams wie Ajax Amsterdam und Celtic Glasgow. Auch auf seine beiden Einsätze in der Nationalmannschaft blickt René Sutter gerne zurück. Vor allem das zweite Spiel, der Sieg im Basler St. Jakob-Park gegen die brasilianischen Ball-Zauberer – mit René und Alain und dem mit den Bümplizern nicht verwandten Beat Sutter im Team – ist als einer der Höhepunkte in die 126-jährige Geschichte des Schweizerischen Fussballverbands eingegangen. Pierre Benoit 

ZUR PERSON
René Sutter
wurde am 5. Januar 1966 in Bern geboren. Er startete seine Karriere 1974 beim FC Bümpliz und stieg mit dem SC Bümpliz 78 im Jahr 1985 in die 1. Liga auf. Meister mit YB 1986 und dem FC Aarau 1993, Cupsieger mit YB 1987. Weitere Vereine: Yverdon, Baden, Wil und Solothurn. 2 Länderspiele für die Schweiz.

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