«Ich würde gerne im Detailhandel lernen»

Auf also in Runde Zwei dieser neuen Serie in der BümplizWoche, wo Jugendliche das Wort erhalten. Und auf die Gefahr, dass ich mich wiederhole: Das Gespräch mit Lincoln Fernandes (16) ist genauso ein Aufsteller wie jenes, das ich vor zwei Wochen führen dufte. 

Lincoln, in der letzten Ausgabe hat uns Sipho Vuadens davon erzählt, wie er die ganzen Umstände rund um die Pandemie erlebt, inner- und ausserhalb der Schule. Wie steht es mit dir?

Ich habe mich auch daran gewöhnt. Klar, in gewissen Situationen möchte ich mich auch ein bisschen freier fühlen dürfen, aber das kommt schon wieder. Wichtig für mich ist, dass ich alles unternehme, um niemanden zu gefährden: Abstand halten, Hände regelmässig waschen, Hygienevorschriften beachten.

Bei einem Vorgespräch hast du uns gesagt, dass wir das Stichwort «Ausbildung» ansprechen sollen. Tun wir das also. Weshalb das?

Weil ich mitten in der Berufswahl stehe. Das heisst, eigentlich ist Berufswahl der falsche Ausdruck.

Weshalb das?

Weil ich mich bereits entschieden habe, in welche Richtung es gehen soll. Ich verrate es Ihnen: Ich würde gerne eine Ausbildung als Detailhandelsangestellter machen, ganz gleich in welche Richtung. Food oder Non-food, das ist zweitrangig. 

Seit wann suchst du einen Ausbildungsplatz?

Seit ich in der 9. Klasse bin, also schon einige Monate (schmunzelt). Ich hatte und habe auch Kontakte zu Firmen, aber so einfach ist es nicht, einen geeigneten Platz mit guten Zukunftsaussichten zu erhalten. Im Moment, da wir miteinander reden, also Ende April, warte ich auf Bescheid.

Warten? Inwiefern?

Ich konnte bereits zwei kurze Schnupperlehren absolvieren, einmal im Bereich Non-food, einmal im Sektor Food. Wie ich schon angedeutet habe: Beides gefällt mir, und jetzt warte ich auf Bescheid, ob es klappt. Wissen Sie, das Warten auf eine Antwort, ob man angenommen oder abgelehnt wird, das beschäftigt mich enorm. Und auch wenn es halt eine Absage ist: Dann weiss ich wenigstens Bescheid. Aber dieses zum Teil wochenlange Warten, das Hinhalten, das verstehe ich nicht. Sind sich diese Leute nicht bewusst, wie wichtig eine solche Entscheidung für junge Menschen ist?

Das kann ich dir nicht beantworten. Bei wem würdest du denn gerne andocken?

Migros oder Coop, um nur diese beiden zu nennen, es gibt ja noch andere gute Unternehmen. Und bevor Sie mich fragen: Ich denke, dass man in grossen Firmen ganz gute Karrierechancen hat, wenn jemand nur will.

Da ich fast 30 Jahre bei der Migros Aare gearbeitet habe, kann ich dir das nur bestätigen. 

(Lacht) Ehrlich? Das wusste ich nicht… Ich wäre einfach froh, Antworten auf meine Bewerbungen zu erhalten. Und wenn es nicht klappt, dieses Jahr, dann hänge ich ein 10. Schuljahr an. Ich habe mir diese Ausbildung einfach in den Kopf gesetzt.

Vielleicht liest ja einer der Verantwortlichen dieses Interview und erinnert sich, dass sich ein gewisser Lincoln Fernandes gemeldet hat, dem man eine Antwort schuldet. Letzte Frage: Hobby?

Lesen! Ich bin seit drei Jahren in der Schweiz und möchte so schnell als möglich richtiges Bärndütsch sprechen können. Sprachen faszinieren mich. Englisch kann ich bereits… (Worauf wir uns noch eine ganze Weile in Englisch unterhalten, Lincoln bekommt ein «Good luck» mit auf den Heimweg.)

JUGENDLICHE HABEN DAS WORT
Die BümplizWoche ist eine Lokalzeitung für alle Menschen, die im Stadtteil VI wohnen. Aus diesem Grund möchten mit der Serie «Jugendliche haben das Wort» auch Teenager zu Wort kommen lassen. Was junge Leute zu sagen haben, kann Älteren nicht gleichgültig sein. Heute erzählt uns Lincoln Fernandes (16 Jahre alt, 9. Klasse Schule Schwabgut) seine Vorstellungen zur Ausbildung junger Menschen. In der nächsten Ausgabe unterhalten wir uns mit Shervan Yacoub.

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