Wer im Stadtteil VI wohnt, weiss, was es heisst, mit verschiedenen Kulturen aufzuwachsen und zusammenzuleben. Chandru Somasundaram will, dass seine Heimat wächst und gedeiht – dafür setzt er sich ein.
Berns Westen lebt von und mit seinen Bewohnerinnen und Bewohnern. Der Stadtteil besitzt eine vielfältige Mischung an Kulturen, Lebensweisen und Menschen, die dieses Quartier zu Recht «Heimat» nennen. Sie leben hier und wollen es auch weiter tun. Daher ist für sie die Zukunft von Bümpliz und Co. mehr, als nur ein Anliegen auf dem Papier. Sie setzen sich für ihren Stadtteil ein. So jemand ist Chandru Somasundaram. Lässig sitzt er auf der schattigen Bank und erzählt – über Bümpliz, sein Leben und warum er sich als junger Mann für dieses altgediente Quartier engagiert.
Das Quartier als Spielplatz
Der Sohn einer Deutschen und eines Tamilen ist in Bümpliz geboren und aufgewachsen. «Ganz in der Nähe, in der Bernstrasse», sagt er und deutet hinter sich vage in die Richtung. Es sei eine schöne Kindheit gewesen, die ihn auch sehr geprägt habe. «Aber nicht im Negativen», wie er erklärt. «Im Gegenteil, ich habe früh gelernt, mit anderen Kulturen zusammenzuleben und diese auch zu Schätzen zu wissen.»
«Mein Spielplatz war das ganze Quartier, vom Bremgartenwald bis zum Könizerwald.» Und genau das macht die Begeisterung des 29-Jährigen für seinen Stadtteil aus: «Du hast hier Menschen aus allen Ecken der Welt.» Dabei sei ganz besonders spannend, dass auch viele junge Menschen im Stadtteil VI leben.
Dennoch hat es den Bümplizer hinaus in die weite Schweiz gezogen. In Zürich hat er für den WWF gearbeitet und in Fribourg Geschichte und Politikwissenschaft studiert. «Ich wollte wissen, warum die Welt so ist, wie sie ist und was man ändern könnte, damit sie besser wird.» Nach seinem Studium kehrte Somasundaram wieder in seine Heimatstadt und seinen Heimatstadtteil zurück. Momentan arbeitet er bei den Parlamentsdiensten im Bundeshaus. «Dort kann man hautnah erfahren, wie Politik gemacht wird.» Das ist übrigens auch einer der Gründe, warum Somasundaram seit 2012 Mitglied der SP Bümpliz/Bethlehem ist. «Ich habe einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn und möchte Dinge bewegen.» Das liegt nicht nur ihm im Blut, sondern auch allen Bümplizerinnen und Bümplizern, wie er findet: «Wir in Bümpliz sind ein bisschen rebellisch, lassen uns nicht alles von anderen und der Stadt diktieren.»
Da spielt ihm der aktuelle Brennpunkt im Stadtteil VI in die Hände: der Friedhof Bümpliz und seine drohende Auflösung. Hier hat Somasundaram eine ganz entschiedene Meinung: «Der Friedhof muss bleiben.» Das ist nicht nur seine persönliche Einstellung, sondern auch jene, die er als Co-Präsident der SP Bümpliz/Bethlehem gegenüber aussen vertritt. «Die gesamte Partei-Sektion hat einstimmig beschlossen, dass wir gegen eine Auflösung des Friedhofs sind.» Bümpliz brauche nicht noch einen Park, Naherholungsgebiete seien vorhanden und gut zu erreichen. «Ausserdem hat die Stadt 2016 entschieden, dass Berns Westen ein Entwicklungsschwerpunkt sein solle. Man will also wachsen. Wie kann das funktionieren, wenn man einem solchen Entwicklungsschwerpunkt den Friedhof wegnimmt? Das passt nicht zusammen.»
Lösungen suchen
Aber einfach nur Meckern ist nicht Somasundarams Stil. Er hat Gegenvorschläge. «Wenn die Stadt schon sparen muss, warum tut sie das nicht beispielsweise beim Strassenverkehr? Es gibt in Bern so viele Ampeln, bei denen man im Sinne der Verkehrssicherheit mal genauer schauen könnte, ob es diese wirklich braucht. Denn die Lichtsignale wollen auch unterhalten werden. Das wäre zwar auch ein Einschnitt, aber erträglicher als der Wegfall des Friedhofs.»
Wenn er sich mal nicht für seinen Stadtteil einsetzt, liest Somasundaram gerne und fährt Velo. Eine weitere grosse Leidenschaft ist das Waldhornspiel. «Musik», sagt er, «begleitet mich überallhin.» Am liebsten aber in seiner Heimat – Bümpliz.