Der Direktorenwechsel erfolgt «en famille»
Bruno Carizzoni, Direktor im Schloss Hünigen, ist mit einem Schicksalsschlag konfrontiert, dessen Verarbeitung Zeit braucht. Deshalb übergibt er die Führung seinem Vorgänger Mario Bucher und dessen Frau Nicole. Der Wechsel zeugt von der Freundschaft und Verbundenheit innerhalb der «Schloss-Familie».
Die ersten Rosen blühen im Garten und Park des Seminar- und Boutiquehotels Schloss Hünigen bei Konolfingen später als üblich; aber wunderschön. Sie sind auch symbolischer Trost für den Direktor Bruno Carizzoni, der gemeinsam mit seiner Frau den Tod seines Sohnes verarbeiten muss. Als seine Nachfolger konnten er und die beiden Schlossbesitzer Walter Inäbnit und Matthias Spycher seinen Vorgänger Mario Bucher und dessen Frau Nicole gewinnen. Diese hatten das Schloss vor einem Jahr nur deshalb verlassen, weil sich ihnen eine einmalige Möglichkeit zur Selbstständigkeit geboten hatte. Während des Gesprächs im prächtigen Schlosspark spürt man viel Respekt und Freundschaft zwischen dem jetzigen Direktor und dessen Vorgängern und Nachfolgern. Ab und zu ist es still. Der Grund für den Wechsel beschäftigt alle stark.
Bruno Carizzoni, das Schloss Hünigen hier in Konolfingen ist auch bekannt für seinen Rosengarten. Die ersten Rosen blühen seit ein paar Tagen und duften herrlich. Helfen sie Ihnen beim Trauern?
Die Schönheit der Natur ist in schwierigen Momenten immer eine Hilfe. Das gilt auch für mich.
Beim Trauern sind Sie nicht allein …
… ja, das ist so. Insbesondere meine Frau braucht mich jetzt dringend. Und auch ich brauche mich. Weil sich diese Trauerarbeit nicht mit meiner Verantwortung als Direktor hier in Hünigen vereinbaren lässt, muss ich mein lieb gewonnenes Schloss aufgeben. Die Familie geht vor.
Mario und Nicole Bucher, Sie übernehmen die operative Leitung des Schloss Hünigen. Vor einem Jahr hatten Sie es aus eigenen Stücken verlassen, weil sie beide die Selbstständigkeit lockte. Sie hatten damals gute Gründe, dass Ihnen der Entscheid nicht leichtfiel, oder?
Mario Bucher: Das stimmt. Uns bot sich die Chance, ein KMU zu übernehmen. Wir wollten diese unbedingt nutzen. Gleichzeitig war uns klar, dass wir für die Chance auch viel aufgeben. Sehr viel. Nämlich ein prächtiges und prosperierendes Schloss mit tollen Besitzern und einer genauso tollen Crew. Wir beide liebten unseren Job und die gesamte «Schloss-Familie». Dennoch zog es uns weiter …
Nicole Bucher: … und das war gut so! Wir sind unseren Weg gegangen. Genauso wie dies Frank Sinatra in seinem Welthit «My Way» mit viel Verve besungen hat. Wir taten, was wir tun mussten – und wir haben es auf unsere Art getan. Hätten wir den Schritt nicht gewagt, würden wir dies heute wohl bereuen. Leider entwickelte sich das Projekt nicht nach unseren Vorstellungen. Wir haben viel gelernt. Nachdem wir uns entschieden hatten, das Projekt nicht weiter zu verfolgen, orientierten wir Matthias Spycher über die neue Situation.
Bruno Carizzoni: Weil wir innerhalb unserer «Schloss-Familie» offen miteinander reden, informierte mich Matthias Spycher über den Anruf von Mario und Nicole. Er fragte mich, ob ich jemanden kenne, der an einem hervorragenden und erfahrenen Direktorenpaar interessiert sei. Ich führte das Gespräch mit Matthias zu einem Zeitpunkt, als ich mir bereits sehr stark Gedanken machte, ob ich die Trauerarbeit mit meiner Verantwortung hier vereinbaren kann.
Haben Sie Ihren Entscheid danach Matthias Spycher mitgeteilt, Bruno Carizzoni?
Ein paar Tage später, ja. Matthias Spycher hat gespürt, dass ich mich jetzt besonders um meine Familie kümmern muss. Ich bat ihn, ebendies tun zu können. Er hat spontan reagiert, mich unterstützt und das Gespräch mit Mario Bucher aufgenommen. Bald war klar: Nicole und Mario Bucher sind das neue Direktorenpaar. Das freut mich für Buchers und für alle Mitarbeitenden sehr. Das Schloss bleibt «en famille». Mir gibt das ein sehr gutes Gefühl. Ich weiss, dass Mario und Nicole ihre Aufgabe erneut sehr gut machen werden. Umso mehr, weil Nicole – sie kümmerte sich bisher um die Ausstattung im Schloss sowie den Blumenschmuck an den Hochzeiten – nun als Co-Direktorin arbeiten wird; die Verantwortung also auf vier Schultern verteilt sein wird.
Bleibt die Strategie des Schloss Hünigen mit den drei Säulen «Hochzeiten», «Seminare» und «Boutiquehotel» unangetastet?
Mario Bucher: Ja, die Säulen bleiben klar bestehen. Diese Vorgabe kommt von den Schlossbesitzern und dem Verwaltungsrat. Wir stehen zu 100 Prozent dahinter. Bruno hat die dritte Säule, also die Hotellerie für Individualgäste, während der Pandemie übrigens sehr erfolgreich weiterentwickelt.
Bruno Carizzoni: Apropos Besitzer und Verwaltungsrat: Walter Inäbnit, Matthias Spycher und Jürgen Brönnimann haben uns alle zu einer Familie gemacht. Ihr Führungsstil prägte und prägt Mario, Nicole und auch mich.
DAS SCHLOSS HÜNIGEN
Die «Villa Hünigen» wurde als Siedlung bereits im 12. Jahrhundert erwähnt. Seit 1922 wird das Schloss als Hotel geführt. Umgebaut und komplett renoviert öffnete es 2013 wieder seine Tore. Der international erfolgreiche Unternehmer Walter Inäbnit und der tatkräftige Jungunternehmer Matthias Spycher sind seit Januar 2019 die Schlossbesitzer und mit einer auf Banketten, Seminaren, Hochzeiten und der Hotellerie für Individualgäste basierenden Strategie erfolgreich. Von Mai 2017 bis Juli 2020 führte Mario Bucher, er war zuvor auch Gesamtleiter der Grimselhotels, das Schloss als Direktor. Ab August 2021 wird er diese Funktion mit seiner Frau Nicole teilen. Bruno Carizzoni führte es von August 2020 und leitet es noch bis Ende Juli 2021. Er war langjähriger Direktor des Hotel Restaurant Krone in Thun und Vizedirektor des Vitalresorts Deltapark in Gwatt bei Thun.
schlosshuenigen.ch