Dieses Interview ist für einen Oldie eine Herausforderung. LGBTQIA+ ist kein Thema, mit dem sich unser Autor Thomas Bornhauser bis jetzt stark befasst hat. Darüber wird er hier mit Nora aus dem Tscharni reden, die in der Woche, da dieses Gespräch veröffentlicht wird, die mündlichen Prüfungen der Fachmittelschule absolviert. Lieblingsfach: Englisch.
Nora, du hast uns gesagt, dass du gerne liest. Was denn so?
Vor allem Fantasy, in Englisch. Ich schreibe auch gerne in dieser Sprache und möchte später den Einstieg als Autorin schaffen, wenn das geht (lacht).
Schreibst du denn heute schon?
Ja, ich habe bereits einige Berichte für das Katholische Pfarrblatt schreiben dürfen.
Fantasy?
Nein, jedenfalls noch nicht (schmunzelt)… Über allgemeine Themen, aber die Redaktion lässt mir ganz schön viel Spielraum, man ist für alles offen. Auch über die LGBTQIA+Community konnte ich schon schreiben.
Im Pfarrblatt des Vatikans wäre das kaum möglich…
Stimmt. Das hat sicher damit zu tun, dass die Redaktion hier extrem offen ist, und weiss, was die Leute beschäftigt. Diese Offenheit ist super und spürbar.
LGBTQIA+ steht im Deutschen abgekürzt für lesbisch, schwul, bisexuell, trans, queer, intersex und asexuell. Weshalb interessiert dich das?
(Energisch) Da sieht man unseren Altersunterschied! Zu lange war die Sexualität und Geschlechtsidentität ein Tabuthema. Man stelle sich vor: Erst 1990 hat die WHO Homosexualität als Krankheit gestrichen. Heute stellt sie endlich klar, dass, ich zitiere die WHO, «die sexuelle Orientierung an sich nicht als Störung betrachtet werden kann.» Verrückt.
Was hat dazu geführt, dass heute über LGBTQIA+ offen gesprochen wird?
Die Technik, die globale Kommunikation, das war zu deiner Zeit als Jugendlicher nicht möglich, und das ist nicht als Vorwurf zu verstehen. Heute merken Menschen, dass sie mit ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität nicht allein sind. Sie haben mehr Ressourcen und das Vokabular, sich auszudrücken und auszutauschen.
Weshalb dieser Wandel?
Es wurde Zeit, dass jede Person offen sagen kann, wozu sie steht. Die Zeiten sind vorbei, dass man schwul mit Schwäche gleichstellte, «Das isch doch schwul», geht gar nicht, ging auch nie. Wie auch viele andere Redewendungen auch nicht.
Wie geht deine Familie mit diesem Thema um?
Fantastisch! Meine ganze Familie unterstützt mich und die LGBTQIA+Community 100 Prozent.
Schlussfrage: Wo können sich interessierte Jugendliche zu LGBTQIA+ Informationen holen?
Im Internet gibt es jede Menge Anlaufstellen, eine davon ist sicher die Plattform milchjugend.ch
JUGENDLICHE HABEN DAS WORT
In den vergangenen Ausgaben der BümplizWoche haben wir in Interviews Jugendliche zu Wort kommen lassen. Was beschäftigt sie, welche Zukunftspläne haben sie? Etwas vom Erfreulichsten: Dank seiner Äusserungen zu einem möglichen Ausbildungsplatz hat Lincoln Fernandes inzwischen eine Lehrstelle gefunden. Diese Serie macht jetzt Sommerpause, wir nehmen sie im Herbst wieder auf, sollten wir genügend Interessierte haben. Wer Lust hat, mitzumachen, wendet sich einfach per Mail an redaktion@buemplizwoche.ch.