In Berns Westen hat vor ein paar Monaten der erste professionell organisierte und geführte Poker Club des Kantons eröffnet. Die drei Betreiber lieben das Spiel, betrachten es als Sport und wollen es von seinem negativen Image befreien.
Viele, die an Poker denken, haben ganz bestimmte Vorstellungen im Kopf. Da gibt es verrauchte, dunkle Kellerräume, in denen sich zwielichtige Gestalten nachts treffen, um zu zocken. Auf den Tischen liegt meist viel Geld und wenn das nicht reicht, werden Autoschlüssel und teure Uhren dazu geworfen, um den Einsatz zu erhöhen. Diese Klischees bedienen Hollywood-Filme immer gerne. Das Problem dabei: mit der Wirklichkeit hat das gar nichts zu tun. Poker ist ein Sport, der in Bern streng reguliert wird. Sein schlechtes Image hat er zu Unrecht. In Bümpliz gibt es seit vielen Jahren drei begeisterte Pokerfreunde, die jetzt den ersten legalen Poker Club in Bern gegründet und erfolgreich etabliert haben. Das Lokal liegt nahe des Süd-Bahnhofs und wird von Fabio Assante, Sebastiano Sbriglione und Francesco Pilato geführt.
Die Geschichte des Clubs ist schnell erzählt: den drei Betreibern lag das Pokern schon immer am Herzen. Den Club als Zusammenschluss von Spielfreudigen gibt es fast zehn Jahre. Damals, als die Gesetzeslage noch eine andere und Pokern als Glücksspiel im Kanton Bern offiziell verboten war, fand das Spiel im privaten Rahmen als Treffen unter Freunden statt. Mit der aktuellen Gesetzesänderung im Kanton Bern dürfen die drei nun auch einen öffentlichen Poker Club betreiben: den Gentelmen’s Poker Club.
Der Club ist eine eingetragene GmbH und für alle Interessierten öffentlich zugänglich. Der Grund: es wird um Geld gespielt. Aber nicht um exorbitante Summen. Pro Spieler darf maximal ein Startgeld von 200 Franken investiert werden und insgesamt dürfen nicht mehr als 20 000 Franken Preispool pro Turnier sein. Von den Gewinnen behalten die drei nichts für sich ein. «Wir achten hier sehr stark darauf, dass niemand die gesetzlich vorgeschriebene Limite überschreitet und zu viel Geld verspielt», erklärt Pilato. Um das umzusetzen, verlassen sich die Betreiber auf ihre Jahrelange Erfahrung, zu sehen, wenn sich jemand übernimmt.
Keine krummen Dinger
Damit das alles reibungslos klappt, gibt es eine Menge Gesetze und Vorschriften einzuhalten. «Bei uns geht alles legal und gesetzeskonform zu», erklären Assante und Pilato weiter. Man merkt den drei Betreibern an, dass ihnen sehr wichtig ist, das Pokerspiel vom Schmuddel-Image zu befreien. Sie betonen, dass alle schweizerischen Spielgesetzgebungen auf Bundes- und Kantonsebene eingehalten werden. Um das zu erreichen, arbeiten die drei sehr eng mit dem SPOV, dem Schweizerischen Pokerverband und dem Kanton zusammen Bereitwillig öffnen sie auch angekündigten und unangekündigten Kontrolleuren von Behörden die Türen und zeigen, was sie tun. «Bisher ohne Probleme», sagen sie.
Doch nicht nur die Gesetze des Staates halten die drei in ihrem Club ein. «Wir haben dazu noch unsere eigenen Regeln und Werte, die wir sehr hoch schätzen», sagt Assante. Dazu gehören unter anderem Fairness, Respekt, Vielseitigkeit und Transparenz. Grundlegende Werte, die während der Öffnungszeiten donnerstags bis sonntags gelebt werden.
Man merkt also: bei den drei Herren greift das Schmuddel-Poker-Image mal Ganz und Gar nicht. Im Gegenteil. Für sie ist es ein Sport, der viel mit Können, Denken sowie Anstand zu tun hat. Der Gentlemen’s Poker Club versteht sich als Vorzeigelokal in Sachen Pokern. Sie lieben das Spiel als solches. «Mich fasziniert besonders, dass man beim Pokern auch einen Kopf benutzen muss. Man muss Wahrscheinlichkeiten und Möglichkeiten abschätzen können», erklärt Pilato. Hinzu kommen eine gute Portion Menschenkenntnis und Psychologie, um das Pokerface der Gegner lesen zu können.
Edle Ausstattung
Das Lokal selbst erinnert mit seinen gedämpften, dunklen Farben und seiner modernen Einrichtung tatsächlich an einen exklusiven Club. Der Unterscheid ist allerdings, dass es in der Mitte keine Tanzfläche gibt, sondern mehrere ebenso exklusiv ausstattete Pokertische. Fabio Assante geht zu einem der sechs Tische, greift unter die Tischkante und holt einen kleinen QR-Code hervor. «Mit dem können unsere Gäste direkt am Tisch ihre Getränke bestellen. Sie müssen nicht aufstehen und an die Bar gehen, sondern können sich ganz auf ihr Spiel konzentrieren.»
Damit die Pokerspielerinnen und Pokerspiel ihr Getränk auch fachgerecht abstellen können und dieses nicht auf die fein bezogenen Tische stellen müssen, gibt es in jedem Stuhl, die übrigens alle sehr bequem und gepolstert sind, um mehrere Pokerstunden dort zu verweilen, einen Halter, in den man die Getränke abstellen kann. Der Finaltisch steht in der Ecke des Raumes, leicht erhöht. «Die Finalisten spielen immer an einem etwas besonderen Tisch», schmunzelt Pilato.
Und sollte dann jemanden doch mal der kleine oder grössere Hunger überkommen, steht die Bar mit angeschlossener Küche zur Verfügung. Das Essen kann man dann in der grosszügig eingerichteten Lounge einnehmen, von der man alle Tische und somit auch die Konkurrenten im Blick hat. Für die Raucherinnen und Raucher gibt es sogar einen Fumoir.
In den vergangenen Wochen seit der Eröffnung erfreut sich der Club grosser Beliebtheit. «Wir haben hier im Lokal 70 Plätze, die meisten sind immer ausgebucht», sagt Assante. «Wir sind selber überrascht, dass es so gut läuft», ergänzt Pilato. Alles in allem ist der Gentlemen’s Poker Club eine spannende Anlaufstelle für all jene, die entweder schon lange Poker spielen und einen geeigneten Rahmen suchen, ihrer Leidenschaft nachzugehen, jene, die es lernen wollen und alle anderen, die einfach mal neugierig sind, was dort mit den jeweils mit den Karten so angestellt wird.
Der Gentlemen’s Poker Club
Der Gentelemen’s Poker Club hat im Juni 2021 eröffnet. Er ist öffentlich und für alle interessierten Personen ab 18 Jahren zugänglich. Eine Mitgliedschaft kostet 50 Franken im Jahr, sie ist nicht obligatorisch. Der Club befindet sich im Lagerhausweg 10 und ist donnerstags von 17.00 bis 02.30 Uhr, freitags und samstags von 17.00 bis 04.00 Uhr und sonntags von 15.00 bis 22.00 Uhr geöffnet. Weiter Infos unter gpc-bern.ch