
Seit Jahren verzichte ich auf den Verzehr von tierischen Leichenteilen – aus ethischen Gründen. Dass ich als Vegetarier überdies mithelfe, die unausweichliche Klimakatastrophe etwas hinauszuzögern, ist ein beruhigender Nebeneffekt. In Bümpliz ist die Versorgung mit vegetarischen und veganen Lebensmitteln gewährleistet. Coop und Migros überbieten sich mit immer neuen Fleisch- und Käseersatzprodukten. In der Bümplizer Gastronomie treffen wir vorwiegend auf Fleischtempel. Im noblen Schloss Bümpliz gibt es für Vegetarier gerade mal den obligaten Gemüseteller als Hauptspeise – kreatives Kochen sieht anders aus. Positiv hervorheben kann ich hingegen den Sternen, der ständig zwei originelle vegetarische Menüs anbietet. Aber was meckere ich über die Bümplizer Gastronomie: Jetzt bin ich im ländlichen Frankreich zu Hause, wo die Menschen eine geradezu sinnliche Beziehung zum Fleisch haben – zum Tierfleisch, wohlverstanden. Die Gastronomie kennt nur Fleisch und Beilagen. Hier ist es in keinem Restaurant möglich, einen Salat ohne Zusatz von Speck oder Wurst zu erhalten. Als ich einmal den gemischten Salat ohne Wurst bestellte, schaute mich die Serviererin an, als ob ich frisch vom Mars gelandet wäre: «Mais Monsieur, sans saucisses c’est pas une salade!» Ich bestand darauf und sie knallte mir den Teller Grünzeug angewidert auf den Tisch. Nach fleischlosen Sandwiches sucht man in den Einkaufszentren – und seien sie noch so gross – vergebens. Als wir einmal unterwegs Hunger verspürten, kauften wir schlussendlich einen Käse, ein Baguette und eine Flasche Vin Rouge. Irgendwie fühlten wir uns auch als Franzosen – sogar ohne Fleisch.
Der Autor
Martin Gabl ist Kommunikationsspezialist und Autor. Er schreibt regelmässig über seine Erlebnisse in Bümpliz.