Das Bauernhaus in Riedbach (dessen Ortsbild geschützt ist), das zum Kinderhospiz umgebaut wird.Fotos: allani:

Im Westen Berns entsteht das erste Schweizer Kinderhospiz

Vor langer Zeit wurde die Sonnengöttin der Erde «Allani» genannt. Sie war es, die in der altanatolischen Kultur im Gebiet rund um das Schwarze Meer den Übergang vom Diesseits ins Jenseits begleitete. Allani herrschte als Wächterin des Tores zur Unterwelt im Palast des Werdens und Vergehens. Die Unterwelt wurde als spiegelverkehrte Welt des irdischen Daseins gesehen. 

Diesen Übergang vom Werden und Vergehen will das künftige «allani Kinderhospiz Bern» an der Riedbachstrasse 348 in all seinen Facetten wohlgesonnen und achtsam begleiten. Der gemeinnützige, steuerbefreite Verein will für Kinder mit lebenslimitierenden Erkrankungen und ihre Familien Raum bieten mit dem Ziel, die Lebensqualität der Kinder zu erhöhen und die Familien in dieser schweren Lebensphase zu entlasten.

5000 betroffene Kinder
Das allani Kinderhospiz Bern, das erste Kinderhospiz in der Schweiz überhaupt, befindet sich im Aufbau und soll Anfang 2023 eröffnet werden. In der Schweiz gibt es 5000 betroffene Kinder mit lebenslimitierenden Krankheiten, jedoch noch kein Kinderhospiz, in dem diese Kinder und ihre Familien durchatmen können. Das allani Kinderhospiz Bern soll deshalb ein Zuhause auf Zeit werden, in dem Betroffene in einer liebevollen Atmosphäre individuelle, kindergerechte Begleitung und palliative Betreuung erhalten. Die Verantwortlichen des Kinderhospiz suchen aber nicht den Alleingang. Sie sind mit bekannten Institutionen vernetzt, um ein optimales Projekt realisieren zu können. So stehen sie unter anderem in Kontakt mit Palliative.ch, Kinderspitex Bern, mit dem Dachverband Hospize Schweiz und Pro Pallium. Zudem arbeiten allani und das Inselspital an einer umfassenden Kooperation. 

Die strategische Leitung übernimmt der achtköpfige Vorstand, der sich ehrenamtlich engagiert. Die acht Mitglieder sind in ihrer täglichen Arbeit in der Gesundheitsbranche, im Finanzbereich und im Qualitätsmanagement tätig. Seit dem vergangenen 1. Mai beschäftigt allani dank zweckgebundenen Spenden drei Angestellte: Geschäftsführer (100%), Leiterin Geschäftsstelle (40%) und Administration Fundraising (40%).

Evelyne Schumacher führt die Geschäftsstelle. Sie hat Ausbildungen im medizinischen und im kaufmännischen Bereich. Als Mutter von zwei Buben im Alter von acht und fünf Jahren liegt es ihr besonders am Herzen, mit dem allani Kinderhospiz Bern einen Ort zu schaffen, an dem Familien in schwierigen Situationen Raum zum Durchatmen, zum Mut finden und Energie tanken finden. Sie fasst das Projekt in wenigen Worten verständlich zusammen: «Das Kinderhospiz verpflichtet sich, ein Angebot der spezialisierten Pädiatrischen Palliative Care zu schaffen, mit einer hohen Selbstbestimmung und dem grösstmöglichen Gestaltungsfreiraum der Familien und mitarbeitenden Menschen.» Geachtet wird zudem auf einen aufmerksamen und sorgfältigen Umgang mit Gefühlen und Entscheidungen der Kinder, ihren Familien und den Mitarbeitenden.

 

Im allani Kinderhospiz sollen die Kleinsten rund um die Uhr betreut werden.

Betriebswirtschaftlicher Umgang mit Geldern 
Um mit den zur Verfügung stehenden Geldern und Spenden sorgsam umgehen zu können, wird mit einer zeitgemässen, schmalen und zukunftsorientierten Organisationsform gearbeitet. Der Vereinsvorstand wird bewusst so klein als möglich gehalten, damit Entscheidungen rasch getroffen werden können und eine grösstmögliche Flexibilität besteht. Schon in diesem kleinen Rahmen ist es den Verantwortlichen ein Anliegen, alle Meinungen zu respektieren und gemeinsam eine Lösung zu finden. Man will dazu eine faire und ressourcenorientierte Arbeitgeberin sein. Um die bis zu acht Kinder betreuen zu können, werden 13 Teilzeit- und Vollzeit-Angestellte in der Pflege tätig sein. Evelyne Schumacher: «Der Kauf des kernsanierten Bauernhauses machten die Heinz-Schöffler Stiftung und die Katholische Kirche des Kantons Bern möglich.» 

Umgebaut wird nicht nur das Bauernhaus, sondern auch das Stöckli aus dem Jahr 1832. Es soll künftig vier Zimmer für Eltern bieten, deren Kinder sich im Haupthaus befinden. Nennenswertes noch zum Bauernhaus: Es brannte am 11. September 1837 vollständig ab. In einer für die damalige Zeit relativ kurzen Zeit wurde es wieder aufgebaut. Noch fehlt eine Menge Geld für den benötigten Umbau und den Betrieb, bei dem man in den ersten Jahren von einer Vollfinanzierung ausgeht, da Entschädigungen durch Sozialversicherungen und Beiträge der öffentlichen Hand (Kantone) von kantonalen Leistungsvereinbarungen abhängig sind. Dieser politische Weg, so geht man bei allani aus, wird noch Zeit beanspruchen. Für jede Spende sind die Initianten deshalb dankbar (siehe Kästchen). 

Und wie steht es mit der Nachbarschaft, sind negative Stimmen zu hören? «Im Gegenteil», gibt sich Evelyne Schumacher erfreut, «alle sind positiv eingestellt und unterstützen uns auch moralisch.» Das hat sicher auch damit zu tun, dass sich die Institution sehr transparent gibt und die Nachbarn jeweils über den Stand der Dinge informiert.

Im Kinderhospiz Bern will man bei den Pflegenden auf eine fundierte Ausbildung in Pädiatrischer Palliative Care achten. Die professionelle Betreuung auf medizinischer, pflegerischer und therapeutischer Ebene wird ergänzt mit Unterstützung auf administrativer Ebene. Denn die betroffenen Familien sind in viele Entscheidungsprozesse involviert, die sie fordern und oft überfordern. Daher hört für die allani-Verantwortlichen ihr Engagement auch nicht mit dem Tod eines Kindes auf. Sie wollen danach weiterhin mit Rat und Taten zur Seite stehen – zum Wohl der ganzen Familie in dieser für alle schwierigen Lebensphase.

Das Angebot
Tagesstruktur für fixe Tage (ca. 2 Betten): Die Kinder können regelmässig gewisse Wochentage, bzw. bei Bedarf auch Nächte im Kinderhospiz verbringen. Dies ermöglicht den Eltern eine regelmässige Entlastung und festigt langfristig die Beziehung der Eltern und Kinder zum Hospiz.
Entlastungsangebot für einen zeitlich beschränkten Aufenthalt (ca. 4 Betten): Die Kinder können mehrere Tage oder Wochen am Stück im Kinderhospiz bleiben. Dieses Angebot bietet eine Ergänzung zum Aufenthalt im Spital und zu Hause oder auch einen Übergang nach einem Spitalaufenthalt und entlastet diese Strukturen, wenn sich Kinder in schwierigen, aber stabilen Situationen befinden.
Aufenthalt in der letzten Lebensphase vor dem Sterben (ca. 2 Betten): Kinder können ihre letzte Lebensphase im Kinderhospiz verbringen und auch dort sterben.

Spendenkonto
Für elektronische Spenden verwenden Sie bitte folgende Bankinformationen:
Alternative Bank Schweiz
IBAN: CH54 0839 0034 7222 1000 8
allani Kinderhospiz Bern
3020 Bern

Der gemeinnützige Verein allani Kinderhospiz Bern ist seit 2016 von der Steuer befreit. Für alle weitere Informationen oder die Bestellung von Einzahlungsscheinen wenden Sie sich bitte an info@allani.ch

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