Die Pilzsaison ist in vollem Gange. In den Wäldern von Bern West wird fleissig gesammelt und sortiert. Auch in Bümpliz ist das Pilzesammeln ein grosses Hobby. Der Plizverein Bümpliz organisiert regelmässig Exkursionen. Präsidentin Anni Heitzmann hat einen Bericht geschrieben, in dem sie erzählt, was ein Pilz eigentlich ist und wie man die guten von den schlechten unterscheiden kann.
Pilze sammeln ist «in»! Eine Modeerscheinung ist das allerdings nicht. Pilze wurden schon seit der frühesten Geschichte der Menschheit gesammelt. Es war immer (und ist heute noch) die grosse Herausforderung, die bekömmlichen Speisepilze von gefährlichen Giftpilzen in der Pilzvielfalt zu unterscheiden.
Die Chemiefabrik im Boden
Pilze sind ganz besondere Lebewesen. Zuerst hat man sie dem Pflanzenreich zugeordnet. Heute weiss man, dass es keine Pflanzen sind, sondern dass Pilze eher mit Tieren verwandt sind. Sie haben wie Insekten den Baustoff Chitin. Sie bilden neben dem Pflanzen- und Tierreich ein eigenes Reich, dessen Lebewesen zwischen der Makro- und Mikrowelt stehen.
Die meiste Zeit verbringen Pilze unterirdisch als fädiges Geflecht (Myzel) aus Strängen von Zellen, die Nahrung direkt über ihre Zellwände aufnehmen und ihre Nahrungsgrundlage umwachsen. Bei günstigen Bedingungen erscheinen aus diesen Gefelchten Fruchtkörper, der Pilz. Ein Pilzfruchtkörper, zum Beispiel ein Champignon oder ein Fliegenpilz, ist also nichts anderes als ein verdichtetes Netz von Pilzfäden, das Sporen bilden kann.
Ein weiteres besonderes Kennzeichen sind die vielfältigen Stoffwechselreaktionen von Pilzen. Jeder Pilz ist eine kleine Chemiefabrik. So können unzählige Stoffe hergestellt werden: Farbstoffe, Geschmackstoffe, Giftstoffe ebenso wie medizinisch wichtige Substanzen, zum Beispiel Antibiotika. Aus der heutigen Lebensmittelproduktion sind Pilze nicht mehr wegzudenken (Bier-, Wein-, Käseproduktion).
Pilze als Nahrungsmittel
Pilze sind nicht unbedingt ideale Nahrungsmittel. Ihr Fett- und Zuckergehalt ist nicht besonders hoch und ihre Eiweisse sind oft schwer verdaulich, allerdings enthalten sie relativ viel Ballaststoffe. Als Geschmacksträger sind sie in der Küche aber sehr wichtig. Dabei ist Erfahrung bei der Zubereitung gefragt, einige Pilze müssen speziell gerüstet, andere zuerst getrocknet oder abgekocht werden.
«Mir göh i d’Schwümm»
Schwämme ist ein alter Name für Pilze. Bei den Röhrlingen, von denen viele Speisepilze sind, ist die Fruchtschicht in Form von Röhren ausgebildet. Sie sieht aus wie ein Badeschwamm und fühlt sich auch schwammig an, daher der alte Name. Aber nicht immer ist die Fruchtschicht schwammartig, sie kann stachelig, blätterartig (Lamellen) oder auch noch anders ausgebildet sein.
Für die genaue Bestimmung müssen die Fruchtkörper gut betrachtet werden. Merkmale, wie die Wuchsform, Farbe, Art und Form des Huts und Stiels sowie die die Farbe des Sporenpulvers sind wichtig. Manchmal hilft aber nur die mikroskopische Untersuchung weiter. Wichtig ist es, sich auszutauschen und Beobachtungen und Erfahrungen mit anderen zu teilen. Fortgeschrittene lernen von Anfängern und umgekehrt.
Es ist nicht immer einfach, Giftpilze von Speisepilzen zu unterscheiden, eine professionelle Pilzkontrolle ist deshalb wichtig. Auf jeden Fall ist es lohnenswert, bei einem lokalen Pilzverein mitzumachen. Das geteilte Wissen und die geteilte Erfahrung lassen einen immer wieder über das Lebewesen «Pilz» staunen und die Faszination wächst mit jeder Saison. Der
Pilzverein Bümpliz (pilzverein-buempliz.ch) bietet seinen Mitgliedern und der Öffentlichkeit ein attraktives Programm, um das Wissen um Pilze stetig zu erweitern. An den wöchentlichen Bestimmungsabenden oder auf den Exkursionen haben alle Gelegenheit, Pilze kennen zu lernen. Wir freuen uns über eine Kontaktaufnahme.
Dr. Anni Heitzmann
Präsidentin Verein für Pilzkunde Bümpliz