Ein Beinbruch verhinderte eine traumhafte Karriere

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Toni Pagano. Fotos: Oskar Huggenberger/zvg.

Juventus? Milan? Inter? Oder doch die Fiorentina? Antonio «Toni» Pagano standen sämtliche Türen zu einer grossen Karriere als Fussballer offen. Und als Italiener war selbstverständlich ein Wechsel in die Serie A der grosse Traum.

Doch blicken wir zurück auf die Anfänge der Karriere von Klein-Toni, die, wie bei so vielen starken Fussballern, im Westen von Bern begann – auf den Rasenplätzen zwischen den Häuserblocks im Tscharnergut und im FC Bethlehem. 

Achtjährig war Toni Pagano, als er erstmals ein Training im FC Bethlehem besuchte und von Beginn an war allen klar, dass dieser kleine, flinke Bursche mit dem Ball umzugehen verstand. Er kickte das Leder nicht, er streichelte es, düpierte die Gegenspieler mal links, mal rechts und zwischendurch spielte er dem Angreifer den Ball auch zwischen den Beinen hindurch, produzierte ein «Tunneli», ein «Gurkerl» oder einen «trucco del tunnel». Dazu kam, dass der kleine Mittelfeldspieler, der oft auch auf Rechtsaussen auftauchte, trotz geringer Körpergrösse über einen strammen und präzisen Schuss verfügte. 

Schon bald sprach sich in Bern herum, dass bei Bethlehem ein aus-sergewöhnliches Talent heranwachse. Kein Wunder deshalb, dass das Talent das grün-weisse Leibchen schon bald in gelb-schwarz tauschte und statt auf dem Sportplatz Brünnen, im Wankdorf trainierte. Doch die Trainings allein stillten den Ballhunger nicht. «Wir spielten wann immer möglich Fussball. Zwischen den Häusern im Tscharnergut gab es genug Rasen und viele Buben, die wie ich nach der Schule nur eines im Kopf hatten, Fussball», blickt Toni Pagano auf seine ersten fussballerischen Gehversuche zurück. 

Bald im YB-Fanionteam
Nachdem er bei YBs Junioren sämtliche Stufen durchlaufen hatte, schaffte Pagano den Sprung in das YB-Fanionteam, wo er bald zum Stammspieler avancierte und ein Wechsel ins Ausland, nach «bella Italia», in greifbare Nähe rückte. 

Doch dann kam dieser verhängnisvolle 14. August 1993. Im Heimspiel gegen Xamax, Pagano hatte eben den letzten Gegenspieler umdribbelt und wollte zum Torschuss ansetzen, als es im ganzen Wankdorf gut hörbar krachte. Schien- und Wadenbein waren kompliziert gebrochen – der Pechvogel wurde in einem Privatwagen(!) ins Permanence-Spital gebracht. Diverse Operationen wurden notwendig, die nicht alle nach Wunsch verliefen. Die Karriere als Spitzenfussballer und ein möglicher Auslandstransfer waren auf einen Schlag in Luft aufgelöst. Nach langen Pausen, viel Aufbautraining und dauerhaft bleibenden Schmerzen musste Pagano einsehen, dass an Spitzenfussball nicht mehr zu denken war. 

Statt bei Juventus oder Milan spielte Pagano im FC Köniz und beim SC Bümpliz 78 noch in der 1. Liga, zu mehr reichte es nicht. Doch ganz lassen konnte die Katze das Mausen nicht. Pagano wurde Trainer beim FC Belp, beim FC Bern 1894, später war er Assistent in sämtlichen Nachwuchsteams der Young Boys und auch Materialverwalter im gesamten Nachwuchsbereich.

Jetzt auch Garagist
Heute hat er sein Pensum bei YB auf 40 Prozent reduziert und führt in Niederwangen eine Autogarage, die er von seinem Vater Filippo übernommen hat. Doch bei den Young Boys ist man froh, dass Pagano YB nicht ganz den Rücken zukehrt. «Toni ist für uns ein äusserst wichtiger Mann. Früher als ausgezeichneter Trainer und heute als Staff-Mitglied der U21 und als Mensch mit hoher Sozialkompetenz. Er versteht die Nachwuchsspieler, sie mögen ihn», sagt mit Albert Staudenmann, dem YB-Kommunikationschef, der zusammen mit Pagano einst im YB-Nachwuchs spielte, einer, der es wissen muss.

Pagano früher als YB-Spieler. 

Zur Person
Antonio «Toni» Pagano wurde am 8. Dezember 1969 in Bern geboren. Er begann seine Karriere im FC Bethlehem, zog weiter zu den Young Boys, in deren Fanionteam ihn von 1990-96 eine schwere Verletzung stoppte. Er war danach für Köniz (1. Liga) und Bümpliz (1. Liga und 2. Liga Promotion) aktiv. Als Trainer bei Belp, FC Bern 1894 und Assistent in verschiedenen YB-Nachwuchsteams.

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