Kein Geld zu haben, um sich etwas zu Essen kaufen zu können und zu viel Lebensmittel zu besitzen, dass man einige Wegschmeissen muss. Zwei Situationen, für die beherzte Helfer:innen eine Lösung haben.
Das Konzept «Culinaria» der Fachstelle Arbeit der Regionalen Sozialen Dienste Wohlen, der auch die Gemeinden Bremgarten, Kirchlindach, Frauenkappelen und Meikirch angehören, datiert von 2021. Mit dieser Initiative unter Leitung von Sarah Flury und Marc Nydegger werden zwei Ziele verfolgt: Zum einen soll die Verschwendung von Lebensmitteln eingedämmt werden, zum anderen sollen jene Menschen davon profitieren, die Anspruch auf Sozialhilfe hätten, aus verschiedenen Gründen aber nicht beziehen.
Kinder von Armut betroffen
Im Moment sind 65 Haushalte aus den fünf Gemeinden bei der Aktion gemeldet. Konkret sind es 186 Personen, davon 89 Kinder, die von unmittelbarer Armut betroffen sind. Die Zahlen sind wegen immer höheren Lebenshaltungskosten weiterhin steigend, obwohl die Kapazitätsgrenzen aufgrund der zur Verfügung stehenden Lebensmittelspenden für die Initianten bald erreicht sein dürften.
Es ist bekannt, dass in der Schweiz jedes Jahr fast 2,8 Millionen Tonnen Lebensmittelverlust anfallen. Pro Kopf und Tag sind das fast ein Kilogramm pro Person. Allein bei der Lebensmittelindustrie fällt fast eine Million Tonnen Lebensmittelabfälle pro Jahr an. Davon wären ungefähr 80 Prozent vermeidbar. Der Grossteil dieser Abfälle lässt sich der Kategorie «Nicht verkaufte Lebensmittel», deren Verfalldatum überschritten wurde, obwohl sie immer noch geniessbar sind, zuordnen. Immerhin: Der grösste Teil der Verluste wird an Tiere verfüttert und bleibt so gesehen im Kreislauf der Nahrungsmitteproduktion.
Die Offensive «Culinaria – wir packen ein» soll die vulnerablen Gruppen erreichen, nicht bloss auf behördlichem Weg, sondern auch durch Mund-zu-Mund-Propaganda. Zielgruppen sind deshalb Armutsbetroffene aus der Sozialhilfe, gezielt auch Familien, Working Poor mit einem Einkommen knapp über dem Existenzminimum sowie Seniorinnen und Senioren am Rande des Existenzminimums.
Gesucht: Öl, Zucker, Mehl
Jeweils am Mittwochnachmittag können die von Armut betroffenen Menschen im Kipferhaus Hinterkappelen Lebensmittel abholen, die sonst im Abfall landen würden. Lieferanten dieser Waren sind Lidl, Migros, die Bäckerei Sterchi, Domicil Cuisine (mit vorgekochten Menüs), die Schweizer Tafeln und die Landi Wohlen. Diese Institutionen stellen frische Lebensmittel zur Verfügung, die sonst nicht mehr in den Verkauf gelangen würden, sich aber zur sofortigen Verarbeitung bestens eignen: Früchte, Brot, Gemüse.
Sarah Flury: «Wir wären aber sehr froh auch um lange haltbare Grundnahrungsmittel, seien es Öl, Zucker oder Mehl. Das fehlt uns noch.» Sarah Flury sieht sich mit der Offensive bestätigt: «Immer mehr Menschen kommen vorbei, sind für diese Unterstützung dankbar.» Dem gibt es nichts hinzuzufügen.