Fritz Gerber (l.) und Philipp Imhof sind sich einig: «Wir kegeln, weil es uns jedes Mal viel Spass macht. Köper und Geist werden fit gehalten. Und die Geselligkeit kommt auch nicht zu kurz.» Foto: Marc de Roche

Mit der Kugel in die Vollen

Wohl eine der ältesten Sportarten, die wir kennen, ist das Kegeln. Man fand bei archäologischen Ausgrabungen Teile eines Kegelspiels, das aus der Zeit um 3500 vor unserer Zeitrechnung stammt. Man vermutet, dass germanische Stämme noch viel früher mit Steinen auf Knochen geworfen haben.

Und heute? Die BümplizWoche hat zwei aktive Kegler im Wettkampf begleitet, die diesen Sport seit Jahren intensiv und erfolgreich betreiben. Fritz Gerber und Philipp Imhof spielen beide in der höchsten Stärkeklasse, in der Kategorie A, und haben sich geduldig den Fragen des Reporters gestellt.

Ist Kegeln ein richtiger Sport und bald olympisch?
Ja, klar ist Kegeln ein richtiger Sport! Wir sind beide im grössten Keglerverband, in der Schweizerischen Freie-Kegler-Vereinigung (kurz SFKV). Die Vereinigung von sportlichen und gesellschaftlichen Aspekten gehört dazu. Die Unterverbände organisieren jede Woche schweizweit neue Kegel-Meisterschaften in ganz verschiedenen Formaten. Es gibt auch eine Schweizermeisterschaft. Olympisch werden wir aber nicht. Da käme wohl eher Bowling in Frage, das bereits bei den World-Games im Programm steht.

Kegelt man auch international?
Ja, es gibt – oder gab vor der Pandemie – auch Wettkämpfe in anderen europäischen Ländern. Nur gewinnen dabei jeweils die Gastgeber-Nationen, weil sie ihre Bahnen und Kegel besser kennen. Die sind nicht überall gleich.

Gibt es eine besondere Technik?
Jeder von uns hat eine ganz individuelle Abgabetechnik. Das ist Kopfarbeit, die bei jedem Wurf genau gleich ablaufen soll. Wir sind beide Standkegler, im Gegensatz zu den Ostschweizern, die drei oder vier Schritte Anlauf nehmen. Unser Blick richtet sich nicht auf die Kegel, sondern auf den Aufsetzpunkt der Kugel.

Warum machen eure Würfe eine Kurve?
Das ist Absicht. Wird die Kugel beispielsweise rechts aussen mit Effet gespielt, kippt ein rechtshändiger Spieler die Hand leicht nach links hin zur Bahnmitte. Die Reibung der Kugel mit der Bahn sorgt für einen bogenförmigen Verlauf von rechts aussen nach links, genau in die gewünschte Gasse. Mit diesem Rotationseffekt kann man alle Kegel abräumen. 

Was gewinnt man beim Kegeln?
Es gibt Kranzkarten im Wert von zehn Franken. Sie sind eine überaus beliebte Auszeichnung für erfolgreiche Keglerinnen und Kegler. Sie können in vielen Geschäften, Restaurants, Garagen und anderen Betrieben in Zahlung gegeben werden. In der Regel werden bei jedem Wettkampf die ersten 40 Prozent der Keglerinnen und Kegler ausgezeichnet.   

Ist Kegeln ein typischer Männersport?
Da meldet sich sofort Cornelia Gerber, die in der Kategorie B um die Meisterschaft spielt: «Das war einmal. Der Frauenanteil wächst. Aber wir könnten schon noch etwas Nachwuchs brauchen.»

Wo kann man kegeln?
Im Westen von Bern gibt es jeweils zwei Kegelbahnen in den Restaurants Höhe, Tre Soli Tre und Tscharnergut sowie im Gasthof zum Kreuz in Wohlen. Besonders gut gepflegte Kegelbahnen gibt es überall dort, wo die Wirtsleute selber auch kegeln, sagt Philipp Imhof. 

Man braucht zum Kegeln keine teure Ausrüstung. Die richtigen Sportschuhe mit Gummisohle sind aber wichtig, damit nach den drei Schritten des Anlaufs sicher abgebremst werden kann. 

Kegeln ist eine Präzisionssportart
Der Kegler bringt mit kontrolliertem Schwung eine Kunststoffkugel am Beginn der Kegelbahn ins Rollen, um die am Ende der Bahn aufgestellten neun Kegel umzuwerfen. Das nennt sich «Kegeln in die Vollen», ein Schweizer Nationalsport mit Amateurcharakter. Kegeln ist ein Einzel- und Mannschaftsspiel, welches auf ausgesuchten Kegelbahnen ausgetragen wird.

 
Kegeln verlangt von den Keglern Konzentration, mentale Stärke, Ausdauer, Kondition, Flexibilität, technisches Können, Gefühl und Zielstrebigkeit. Kegeln ist ein Leistungs- und Ausgleichssport für beide Geschlechter bis ins hohe Alter. Wer sich für den Kegelsport interessiert, findet viel Informationen unter sfkv.ch und kriegt jede Auskunft beim Präsidenten Philipp Imhof, imhof.ph@bluewin.ch.

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