Der Rasen zwischen den Hochhäusern im «Tscharni» scheint ein fruchtbarer Boden für Fussball-Talente zu sein. Die Reihe späterer Spitzen-Kicker, die, kaum konnten sie gehen, dort die ersten Bälle traten, ist lang. Kewin Duah, der neue Stürmer des 1. FC Nürnberg, ist einer von ihnen.
Baykal Kulaksizoglu-Bellusci, Antonio Pagano, Maurizio Jacobacci, Leonardo Bertone, Gregory Wüthrich (alle später bei YB), Lara Dickenmann (ehemalige Nationalspielerin und heutige Spitzen-Schiedsrichterin), sie alle begannen im Tscharnergut mit Kicken und brachten es an die Spitze. Genauso wie Kwadwo Duah, der sich anschickt, die Bundesliga zu stürmen. Er ist erst 25, doch in seiner Karriere als Fussballer hat Kwadwo Duah schon einiges erlebt. Was zwischen den Wohnblöcken im Tscharnergut begann, erhält beim Traditionsverein 1. FC Nürnberg eine Fortsetzung.
Kwadwo Duah ist eines von vielen Kindern, deren Laufbahn im Westen von Bern begann. Nach Anfängen bei der AS Italiana – «Mein grosser Bruder spielte dort und ich wollte unbedingt mit ihm zusammen kicken!» – führte der Weg über den FC Bethlehem in den Nachwuchs der Young Boys, deren Talentspähern der pfeilschnelle Stürmer aufgefallen war. Bei den Gelb-Schwarzen war Duah zwar in allen Nachwuchsteams gesetzt, kam auch im U20-Nationalteam zum Einsatz, doch im Fanionteam spielte er aus Verletzungsgründen nicht. «Ich war bei YB zu ungeduldig, wollte unbedingt spielen, doch die Konkurrenz war gross.» So wurde er, um Spielpraxis zu erhalten, immer wieder ausgeliehen: zu Xamax, Winterthur, Servette und Wil. Den Durchbruch schaffte er danach beim FC St. Gallen, wo er in 65 Spielen 24 Tore erzielte und die vergangene Saison mit 15 Treffern auf Rang 3 der Torschützenliste abschloss.
Ein neues Kapitel
Beim 1. FC Nürnberg beginnt für den jungen Berner ein neues Kapitel. Der Einstand ist ihm gelungen. Im Pokal sind die Nürnberger weitergekommen, in der Meisterschaft holte die Mannschaft vier Punkte in drei Spielen, zuletzt ein Unentschieden bei Leader Jahn Regensburg. Einen Rückschlag gab es in Spiel 4 beim 0:3 gegen Heidenheim.
In allen Spielen dabei: Kwadwo Duah, Torschütze im Startspiel bei St. Pauli. Kwadwo Duah: «Ich bin zuversichtlich, dass wir Erfolg haben werden. Das Team passt gut zusammen. Robert Klauss, der Trainer, ist jung, dynamisch und detailversessen – ein grossartiger Coach.» Nachdem er mit St. Gallen den Cup zweimal im Endspiel gegen stärkere und taktisch besser eingestellte Gegner verlor, lechzt Kwadwo Duah jetzt nach Erfolgserlebnissen. «Die Cupfinal-Niederlagen habe ich zwar nicht vergessen, doch man muss sie abhaken. Ich bin hier im Team gut aufgenommen worden, das Umfeld stimmt und die zahlreichen Fans stehen hinter uns. Ich hoffe, dass ich mit meinen Leistungen dazu beitragen kann, dass der Verein wieder an die Spitze kommt. Ich will möglichst oft spielen, dem Team helfen und gewinnen. Nürnberg ist mein erster Schritt ins Ausland. Ich weiss, dass ich auch noch Erfahrungen sammeln muss, doch ich bin voller Zuversicht.»
Der richtige Entscheid
Kwadwo Duah ist überzeugt davon, dass der Wechsel nach Nürnberg, der Richtige war. «Die gute Kameradschaft und die Qualität im Team, die Begeisterung für den Verein und die Tradition, das alles wird dazu führen, dass ich wieder genau so glücklich und zufrieden dem Ball hinterher jage wie damals, als zwischen den Wohnblöcken im ‹Tscharni› alles begann.»
Zur Person
Kwadwo Duah wurde am 24. Februar 1997 in London geboren. Seine Jugend verbrachte er in Bern. Die Fussballerkarriere begann beim FC Bethlehem und bei der AS Italiana, ehe er 2013 zu YB wechselte. Xamax, Winterthur, Servette, Wil und St. Gallen waren weitere Stationen. Seit dieser Saison steht er bis 2026 beim 1. FC Nürnberg unter Vertrag.