Die 43. Austragung des Tennis-Turniers hielt, was sie versprochen hat. Nach zwei Pandemie-Jahren war fast alles wie früher.
Viele interessierte Zuschauer, eine Speisekarte mit vielen Spezialitäten vom Grill, eine Tombola mit einem reichhaltigen Gabentempel, strahlendes Wetter am Finaltag und rundum ebenso strahlende Gesichter – das war der 43. Wohlensee-Cup. Und nicht zu vergessen: Es wurde auch Tennis gespielt. Die Spielerinnen und Spieler verhielten sich auf den ausgezeichnet präparierten Plätzen trotz grossem Ehrgeiz und viel Einsatz äusserst fair. Sie kämpften um jeden Punkt, um jedes Game und wenn am Schluss der Gegner die Oberhand behielt, wurde fair gratuliert. Ein Schiedsrichter stand nur bei den beiden Finals N2/R2 im Einsatz. Manch einer lief nach geschlagener Schlacht auf Turnierleiter Nikolai Suhr zu und sagte spontan: «Ich bin im nächsten Jahr wieder dabei.»
Hohes Niveau
Wer sich Zeit nahm und nicht nur eine Bratwurst und ein Bier genoss, sondern die Partien aufmerksam verfolgte, konnte feststellen, dass sich die meisten Begegnungen auf einem hohen Niveau bewegten und sich die Spielerinnen und Spieler bemühten, attraktives Tennis zu spielen. Immer wieder sah man Netzangriffe, wurden Stoppbälle eingestreut. Man sah kein stures Grundlinien-Tennis, sondern attraktive Matches, in denen die meisten Akteure die Offensive suchten.
Die Stan-Wawrinka-Kopie
Der Wohlensee-Cup wird oft das Roland Garros von Bern genannt. In Paris holte der Waadtländer Stan Wawrinka vor sieben Jahren einen seiner drei Grand Slam-Siege, im Final bezwang er Novak Djokovic in einem brutalen Abnützungskampf in vier Sätzen (4:6, 6:4, 6:3, 6:4) vor allem dank seiner stärksten Waffe, der einhändig gespielten Rückhand. Und wer jetzt am Wohlensee-Cup am Rande des Courts sass, wenn Timo Schnegg spielte, fühlte sich ein wenig in vergangene Zeiten versetzt. Der 22-jährige Rechtshänder spielt eine einhändige Rückhand, die in jedem Lehrbuch Aufnahme finden könnte und mit der er im Viertelfinal den zwei Stufen höher klassierten Patrik Fischer zur Verzweiflung brachte. Mal longline, dann wieder cross mit beeindruckenden Winkeln, gewann der Mann vom Wohlensee Punkt um Punkt, im Stile Stan Wawrinkas. Im Halbfinal unterlag er schliesslich Yanis Moundir, der Nummer 44 der Schweiz. Er lieferte dem Gegner vom Vierwaldstättersee einen ausgeglichenen Kampf, auch wenn das brutale Resultat anderes aussagt. Sein Aufstieg in den N-Klasse dürfte nur eine Frage der Zeit sein.
Der Sieger vom TC Wohlensee
Die ohnehin schon strahlenden Gesichter der Crew des TC Wohlensee, die den Anlass einmal mehr grossartig organisierte, wurden am Schlusstag noch ein bisschen fröhlicher, als sich in der unteren Kategorie R3/R6 ein Sieg eines Spielers aus dem eigenen Klub abzeichnete. Der 22-Jährige Nikola Lazor schwang im Final in drei Sätzen obenaus, wobei sein Gegner im dritten Umgang aufgeben musste. Als Nummer 1 gesetzt, musste der Einheimische bis in den Final keinen einzigen Satz abgeben. Dies konnte nicht überraschen, war er im Interklub für die 1.-Liga-Mannschaft des TC Wohlensee ein sicherer Wert und massgeblich am Aufstieg in die Nationalliga C beteilitgt. In sechs Spielen gewann er fünfmal, zwei Gegner entliess er mit der Höchststrafe, einem sogenannten Velo oder einer Brille, mit 6:0, 6:0.
Nikolai Suhr, der Turnierleiter, zeigte sich nach dem Anlass zufrieden und brachte bereits seine Vorfreude auf die nächste Ausgabe zum Ausdruck: «Jahr für Jahr ist die Organisation und Durchführung für das Kernteam und alle Mitglieder des Tennisclubs eine grosse Herausforderung. Doch die Realisierung eines solchen Traditionsanlasses mit den vielen zufriedenen Gesichtern macht schon jetzt Lust auf die 44. Ausgabe im August 2023.»