Bümpliz trifft Ghana – auf den Spuren der Basler Mission

Vom 5. bis 19. August 2023 organisiert die Reformierte Kirchgemeinde Bümpliz eine spannende Reise, bei der sie das Basler Missions-Erbe sowie eine lebendige Kirche vermittelte. «Akwaaba» – willkommen in Ghana, in einer traumhaft schönen Landschaft. Pfarrerin Susanne Berger und Pfarrer Hans Roder erzählen von der damaligen Arbeit.

Warum reisen Sie gerade nach Ghana? Die Mission 21 ist ja weltweit in 20 Ländern tätig.
Susanne Berger:
Ghana war eines der ersten Missionsgebiete vor 200 Jahren. Die Mission 21 wollte 2015 zum Jubiläum selbst die Reise nach Ghana organisieren, musste sie dann wegen einer Epidemie absagen. Ghana ist eines der wenigen Länder Afrikas, das als stabil gilt. Es eignet sich daher als Reiseland.
Hans Roder: Ja, die demokratischen Strukturen funktionieren recht gut. Wirtschaftlich besteht ein Unterschied zwischen dem Norden und dem Süden. Auf der Reise besuchen wir den wirtschaftlich fortschrittlicheren Süden.

Nun sind in der breiteren Öffentlichkeit die Missionen etwas negativ konnotiert. Worauf ist das zurückzuführen?
Hans Roder:
Gewiss, es gab verschiedene Formen von Missionen. Die Missionare kamen zusammen mit den spanischen und portugiesischen Eroberern nach Südamerika, Schwert und Bekehrung waren eng miteinander verknüpft. Es war die Zeit vor der Reformation. Der römisch-deutsche Kaiser proklamierte den Anspruch «ein Reich, ein Kaiser, ein Gott, eine Religion». Es ging um Macht und Herrschaft. Aber es gab immer Priester, die Widerstand leisteten und die Gewaltherrschaft als nicht-christlich ablehnten. Die Basler Mission kam erst viel später, um 1828, nach Ghana, um dort die Frohe Botschaft zu verkünden. Es ist sicher richtig, dass wir die Missionsarbeit kritisch betrachten müssen. An der Vollversammlung des Ökumenischen Rats der Kirchen in Karlsruhe im September traf ich einen der Leiter der Presbyterianischen Kirche von Ghana, der sich sehr lobend über die Arbeit der Basler Mission äusserte. Dort wurde sehr viel aufgebaut, was bis heute Bestand hat. Die Mission schuf die Grundlagen des modernen Ghana, sowohl wirtschaftlich, in der Bildung als auch im Gesundheitswesen.
Susanne Berger: Es geht bei dieser Reise um eine aktive Auseinandersetzung mit der Missionsarbeit. Es herrscht vielerorts auch die Meinung, die Mission habe der Bevölkerung ihr Kulturgut abgewertet und unseres überstülpt. Das ist teilweise wohl auch so geschehen. Aber man darf nicht vergessen, dass daraus ein funktionierendes Sozialwesen entstanden ist.
Hans Roder: Die Missionare kamen vor 200 Jahren ins Land mit der Haltung, dass vor Gott alle Menschen gleich seien. Aber sie betrachteten die afrikanische Kultur als minderwertig und unsere als überlegen. Interessant ist aber, dass sie genau gegenteilig handelten! Es war ihnen bewusst, dass sie das Evangelium nur verkünden konnten, wenn sie die einheimischen Sprachen verstehen und sprechen konnten. Die Missionare lernten die lokalen Dialekte von Grund auf, sammelten Sprichwörter. Sprache ist immer auch Kultur. Sie sorgt dafür, dass die Kulturen überhaupt erhalten blieben. Die Kolonialherren waren die Engländer, die nur Englisch duldeten. Die Schweizer Missionare waren aber nicht von den Kolonialherren abhängig und setzten sich dafür ein, dass in den Schulen in den lokalen Dialekten unterrichtet werden durfte. Das Ziel der Mission war immer, eine eigenständige Struktur aufzubauen, welche die Bevölkerung auch wirtschaftlich unabhängig machen sollte, also Hilfe zur Selbsthilfe.

Warum haben Sie für die Ghana-Reise einen deutschen Reiseveranstalter gewählt?
Susanne Berger:
Ich machte mit diesem Reiseveranstalter auf früheren Bildungsreisen gute Erfahrungen mit sehr kompetenten Reiseleitungen. Der Veranstalter «Tour mit Schanz» hat sich auf Reisen mit kirchlichem Bezug spezialisiert. Es ist nicht eine rein touristische Reise, sondern wir nehmen damit einen Erwachsenenbildungs-Auftrag wahr.

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