Mit dem heutigen Interview beginnt die BümplizWochen mit einer neuen Serie. Jeden Monat wird jemand aus dem Lesegebiet vorgestellt, ohne dass die Gesprächspartner vorher davon wissen. Auch die Fragen werden variieren, je nach Aktualität.
Es beginnt Hannes Beutler, der zwölf Jahre in Bethlehem am Neuhausweg gewohnt hat, seit Kurzem jedoch im Berner Oberland zuhause ist. Aber noch immer kehrt er gerne nach Bethlehem zurück, weil er gut vernetzt ist und vor allem, weil es ihm hier im Westen von Bern gefällt.
Hannes Beutler, wer sind Sie?
1973 in Schlosswil im Emmental geboren und dort zur Schule gegangen, habe anschliessend Netzelektriker gelernt, ein Beruf, den ich heute noch ausführe, wenn auch als Netzfachmann, wie es heute heisst. Ich bin ledig, in meiner Freizeit liebe ich es, mit dem Gleitschirm unterwegs zu sein, ich biete auch Tandemflüge an.
Wie erleben Sie den Westen von Bern, wie die Entwicklung in den letzten 20 Jahren?
Extrem positiv, wir sind bestens an den ÖV angeschlossen, haben alles, was es generationenübergreifend braucht, von Schulen bis hin zu Alters- und Pflegeheimen.
Was wünschen Sie sich für die nächsten Jahre?
Genügend Parkplätze! Viele Leute können nicht einfach auf ihr Auto verzichten. Und ich wünsche mir, dass die künftigen Multikulti-Generationen ebenso tolerant sein werden wie die heutige. Ich habe viele Freunde in Bethlehem und Bümpliz, die ausländische Wurzeln haben, es ist immer wieder schön, sie zu treffen.
Worüber regen Sie sich im Moment auf?
Über zwei Sachen. Auf die Gefahr hin, dass ich mich in die Nesseln setze: Zum einen über das unsägliche Geläute der einen Kirche beim Altersheim und beim Coop. Wenn die Glocken loslegen, dann ist ein Gespräch draussen unmöglich. Weshalb nicht auf ein Minimum zurückfahren und dafür jenes grossartige Glockenspiel im Tscharni wiederbeleben? Zum anderen: Mir gehen diese Autoposer auf die Nerven, die vor allem am Wochenende ihre Bümpliz-Runden drehen. Kein Respekt der Bevölkerung gegenüber.
Was bereitet Ihnen Sorgen?
Der Fachkräftemangel nicht nur in unserer Branche. Wenn das so weitergeht, ist der Service public in Gefahr, weil wir nicht genügend Leute haben werden, um unsere Versorgungsaufträge zu erfüllen. Es ist doch verrückt: Angehende Berufsleute, die sich zu Netzfachleuten ausbilden lassen, erhalten bereits Arbeitsverträge für ihre Zeit nach der Lehre. Aber klar: Die Erfolgsaussichten sind grossartig.
Stichwort Strommangellage. Man spricht davon, dass der nächste Winter noch kritischer als der jetzige sein könnte. Weshalb denn das?
Weil alles auf Elektrizität setzt, vom Scooter über die Wärmepumpen bis hin zu den Autos, um von den fossilen Energieträgern loszukommen. Woher aber die Elektrizität dafür nehmen? Klar ist, dass die Stadt Bern immer mehr Elektrizität benötigen wird. Woher nehmen, wenn man Kernkraftwerke abstellt, Windkraftwerke verhindert und die Erhöhung von Staumauern blockiert?
Was war das Verrückteste, das Sie in Ihrem Leben gemacht haben?
(Schallendes Lachen) Vieles! Schauen Sie mal dieses Filmli auf meinem Handy: Es zeigt mich in der Nähe von Schönbühl in 98 Metern Höhe ab Boden auf einem Gittermast. Auf Höhe der Baumspitzen ist man noch nicht einmal bei der Hälfte des Mastes.
Wenn Sie etwas in der Schweiz verändern könnten, was wäre das denn?
Zum Beispiel die Schraube bei der Kuscheljustiz anziehen, damit Straftaten von vornherein minimiert werden können. Und den jungen Leuten möchte ich auf den Weg geben, dass das Leben keine Wohlfühloase ist. Sie sollten lernen, sich durchbeissen zu müssen, nicht auf dem roten Teppich zu laufen, den aber wir Ältere ihnen ausbreiten. Ein Beispiel: Nach dem Sturmtief Lothar 1999 haben wir tagelang 12 bis 15 Stunden durchgearbeitet, ohne Mittagspausen, um den Menschen den Strom wieder zu gewährleisten. Das haben wir nicht für uns selbst getan, sondern für die Allgemeinheit. Das wünsche ich mir von den jungen Leuten: Weniger an sich selber denken, sondern sich auch für andere einsetzen.
Einfach erklärt
Ein zufälliges Interview. Diesmal mit Hannes Beutler. Er arbeitet mit Strom. Er lebte lange in Bethlehem. Er liebt die Gegend, sagt aber auch, dass es zu wenig Parkplätze gibt.