Ja, es gibt sie, die genialen Wortkonstruktionen, Toblerone zum Beispiel, diese Berner Schoggi mit Nougatsplittern, Typ Torrone. Die dreieckige Form wiederum hat jedoch mit dem auf dem Wickel abgebildeten Matterhorn nichts zu tun, sondern mit einer Episode 1908 von Erfinder Theodor Tobler in der Folies Bergère. Aber das ist eine ganz andere Geschichte, die nicht hierher gehört, denn vielleicht lesen ja Minderjährige mit…
Zur heutigen Frage (samt Antwort, so sy mer…): Wie kommt Westside eigentlich zu seinem Namen? Nun, am Anfang stand das Wort, um Biblisches zu zitieren. In unserem Fall, bei der Migros Aare, FEZ, abgekürzt für das kommende Freizeit- und Einkaufszentrum, das heute bekanntlich Neudeutsch Shopping- und Freizeitcenter mit englischen und deutschen Elementen heisst.
Paris im Fokus
Drehen Sie Ihre Kalenderblätter um öppe 20 Jahre zurück. Daniel Libeskind hat soeben den Architekturwettbewerb mit seinem Arbeitstitel NEXUS gewonnen – übrigens gegen eine hochkarätige Konkurrenz.
Jetzt galt es, einem passenden Namen zu finden. Und selbstverständlich geisterten bereits unzählige Vorschläge durch die Etagen in Schönbühl, wo ich damals beschäftigt war. Ich will Sie damit gar nicht langweilen, nicht zuletzt, weil Sie ja unter Umständen einen der Namen besser als Westside finden… Aber eben, wie sagte es seinerzeit Michail Gorbatschew zum DDR-Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker? «Wer zu spät kommt, den bestraft die Geschichte.» Zurück in die Realität: Was macht man(n) in einem solchen Fall? Genau. Man bildet eine Arbeitsgruppe, in diesem Fall eine Namensfindungsgruppe (der ich anzugehören die Ehre hatte).
Moder oder Tor?
Da hocken also Vertreterinnen und Vertreter zweier Kommunikationsagenturen, eine Architektin aus dem Büro Libeskind und weitere Fachleute passend im Freizeitlook beisammen und brüten das Ei des Kolumbus aus. Falsch: Als Tohuwabohu oder fröhliches Jekami (womöglich ein feuchtfröhliches, wie es vielerorts auf Redaktionen beim Zustandekommen von Horoskopen praktiziert wird) kann man unser Brainwork – tönt gut, gell? – nicht bezeichnen. Im Gegenteil, wir gehen strukturiert vor, in einer ersten Phase nach, was das immer heissen mag, chinesischen Grundsätzen, obwohl das FEZ nie und nimmer Klingklangklong heissen wird. Unser Moderator, in Unkenntnis des Umstandes, ob der Ausdruck von «Moder» oder von «Tor» abstammt, zeigt das Ziel auf, nicht aber den Weg. Am Abend haben wir eine Menge von ganz valablen Namen beisammen, alle mit Bezug auf Einkaufen und Vergnügen. Diese gilt es jetzt, auf eine Art Sixpack zu schrumpfen.
Hans Häusler als Prophet
Ein Name tanzt dabei aus der Reihe, eine reine Fantasiebezeichnung, aber nicht Supercalifragilisticexpialidocious: WUM. Als ich nach Hause komme, erzähle ich den Kindern von WUM, danach ist die Welt bei Bo’s nicht mehr wie vorher, denn alles ist plötzlich «wum», das Essen, die Kleider, das TV-Programm, einfach alles. Egal. Unser erwähntes Sixpack geht in die Vernehmlassung, in die Marktforschung. Herausgekommen ist… na, Sie wissen schon, Westside. Nettes Detail am Rande: Der ehemalige und einzigartige Pressesprecher der Stadt Bern, Hans Häusler aus Wohlen, hatte diesen Namen schon früher vorgeschlagen. Ohne Arbeitsgruppe. Merke: Wieso einfach, wenn es kompliziert auch geht?
Einfach erklärt
Das Westside ist ein grosses Einkaufszentrum in Brünnen. Den Namen Westside bekam es, nachdem eine Gruppe den Namen zusammen ausgesucht hat.